Link Architour 2018

05.10.2018

Die Jubiläums-Architour 2018 führte uns am Freitag, 28. September nach Bern. Dass ausgerechnet die Bundeshauptstadt als Destination für die 10. Ausgabe des Anlasses einlud, war ebenso passend wie aussergewöhnlich. Extra für Link hat Kirstin Müller von ARCHiTOUR Schweiz die Führung durch Bern recherchiert und vorbereitet. Ihre spannenden Hintergrundinformationen und Erläuterungen während der Begehung begeisterten Gäste und Gastgeber gleichermassen.

Bahnhofplatz / Baldachin
Schon der Treffpunkt für die 21 Teilnehmer unter dem Baldachin des Bahnhofplatzes in Bern war ein Augenöffner des Nachmittages. Das anmutig geschwungene Glasdach unterstreicht einerseits die Wirkung des  Platzes und dient den Pendlern an Regentagen als Schutz vor der Witterung. Die transparente Gestaltung der Glas-Stahlkonstruktion sorgt dafür, dass das 2500m2 grosse, aus 530 Glasplatten bestehende Dach weder die Sicht das Burgerspital noch auf die Heiliggeistkirche nimmt und dadurch deren Wirkung als historische Bauwerke nicht schmälert.

Bächtelenpark Wabern
Nach der kurzen Fahrt in den Könizer Ortsteil Wabern stand die Begehung der Wohnüberbauung Bächtelenpark an. Insgesamt 184 Miet- und Eigentumswohnungen wurden auf den fünf zusammenhängenden Baufeldern mit völlig unterschiedlichen architektonischen Charakteren erstellt. Leuchtturm des neuen Quartiers ist im wahrsten Sinne des Wortes der Greentower mit seinen 17 Stockwerken und der begrünten Fassade. Eine spezielle Herausforderung war bei der Planung natürlich die Be-/Entwässerung der in den Balkons integrierten Wannen für die Bepflanzung, welche optisch sehr gelungen in das Gesamtbild der Fassade integriert wurde.  Anlässlich der Innenbesichtigung einer der Wohnungen im 15. Stock wurde die einmalige Wohnqualität bewusst,  mit Aussicht über das urbane Bern im Norden und das Berner Oberland mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau am Horizont im Südosten.

Erweiterung Historisches Museum
Das Historische Museum am Auftakt zur sogenannten Berner Museumsinsel wurde 2009 durch einen Neubau im Osten erweitert und wird äusserlich als autonomes Volumen wahrgenommen. Der moderne Betonbau nimmt die Fluchten und die Farbtöne des Bestandes auf und integriert sich trotz seiner monolithischen Form ins Gesamtkonzept. Geschickt wurde der Niveauunterschied, welcher durch die historische Aufschüttung entstand ausgenützt und ein erhöhter Zwischenraum geschaffen, unter welchem sich eine Black Box als Ausstellungsfläche und Verbindung zum Bestand dient. Der Neubau bietet hinter der imposanten Fensterfront zum entstandenen Zwischenraum Platz für die administrativen Nutzungen.

Umbau und Erweiterung Jugendherberge
Als einziges Konzept unter allen eingereichten Entwürfen des Wettbewerbes für die Erweiterung der Jugendherberge Bern schlug das Siegerprojekt ein eigenständiges Volumen neben dem Bestand vor. Die Grundfläche des länglichen Neubaus im Osten ist gegenüber dem bestehenden Ostflügel versetzt und schafft dadurch einen beschaulichen Innenhof. Das Erdgeschoss des Neubaus steht auf Pfählen, welche rund einen Meter aus dem Baugrund ragen und bei Hochwasser der Aare vor dem Eindringen des Wassers schützt. Ein hübsches Detail: Die Gäste können bei der Buchung zwischen Aare- und Bundeshausblick wählen…

Kehrichtverbrennungsanlage Forsthaus West
Gespannt erwarteten wir die geführte Innenbesichtigung der neuen Energiezentrale Forsthaus. Wie ein Frachter im Hafen erstreckt sich der Technikkoloss über 300m entlang der A1 und versorgt Teile der Stadt Bern mit Fernwärme, Dampf und Elektrizität. Der Gebäudesockel und der Kehrichtbunker wurden aus Ortbeton gefertigt, während die technischen Elemente, gleich der Beladung eines Containerschiffes, flexibel aufgebaut wurden. Nachdem anfangs dem Besucherzentrum nur geringe Bedeutung zugemessen wurde, hat sich dessen Bedeutung im Laufe des Projektes stets vergrössert und präsentiert sich als kleines Schmuckstück der technischen Anlage. Der 300m lange Korridor bietet über gezielte Durchbrüche Einblick in die Anlage und bietet andererseits über die grosszügige Glasfront einen starken Bezug zur Umwelt.